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Newsbeitrag

Anja und Christine im Interview

14.11.2023

Im März 2022 hat Desideria die erste Online-Gruppe “Demenz-Buddies“ gestartet, um jungen Angehörigen von Menschen mit Demenz einen Raum für Austausch, Vernetzung und Hilfe zu bieten. Zwölf Teilnehmende aus ganz Deutschland zwischen 16 und 26 Jahren waren in der ersten Runde dabei. Die Gruppenleiterinnen Anja Kälin und Christine Schönemann-Swetlik erzählen von ihren Erfahrungen.

Welche Themen haben die Teilnehmenden in den Sitzungen besonders beschäftigt?

Ein Hauptthema war, wie die jungen Angehörigen ihren gesunden Elternteil unterstützen und entlasten können. Schnell war klar, dass es gut ist, nicht alleine mit dem Thema zu sein und dass insbesondere der Austausch mit gleichaltrigen anderen Betroffenen hilft. Wichtig schien auch die Erkenntnis, dass Demenz eine unheilbare Krankheit ist und es nützlich ist, wenn man Person und Krankheitssymptomatik trennt. Ganz oft ging es auch um die Rollenklarheit: Was kann und will ich leisten? Aus welcher Perspektive betrachte ich das Thema? Und ein großes Thema war der Umgang mit Gefühlen, insbesondere mit Trauer und dem langen und gleichzeitig immer wiederkehrenden Abschiednehmen.

 

Welche Strategien habt ihr gemeinsam erarbeitet?

Wir haben festgestellt, dass Abstand gut tut. Also einen Weg zu finden, gleichzeitig da zu sein, aber sich dabei auch gut abzugrenzen. Denn jeder hat auch ein Recht auf demenzfreie (Lebens-)Räume. Das Gefühl, dass man Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt, kann sehr entlastend sein. Außerdem haben wir Strategien entwickelt, wie man mit dem Erkrankten umgehen kann: Oft sind das kleine Routinen, die helfen, den Alltag besser zu bewältigen.

 

Was habt Ihr für euch aus der Gruppe mitgenommen?

Wir – als Leiterinnen der Gruppe – haben festgestellt, dass der Austausch in der Gruppe am wertvollsten für diese Zielgruppe ist. Entsprechend haben wir die Inhalte und Methoden stark auf die Bedürfnisse dieser jungen Zielgruppe ausgerichtet.

 

Was habt ihr von euren Teilnehmenden gelernt?

Wir haben gestaunt, wie klar die jungen Menschen wissen, was sie brauchen und wie gut sie das tatsächlich formulieren können – und das auch von der Leitung der Gruppe einfordern. Wir haben gelernt, dass junge Angehörige von Menschen mit Demenz tatsächlich ganz eigene Themenstellungen haben und dass es Sinn macht, für diese Zielgruppe eigene Formate anzubieten.

 

Wie geht es mit den Demenz-Buddies weiter?

Schon nach der zweiten Sitzung war klar, dass die Gruppe auch nach dem offiziellen Ende gerne ihre Treffen in der geschützten Runde fortsetzen möchte. Die Gruppe trifft sich jetzt selbstorganisiert wöchentlich in einem digitalen Raum. Es gibt einen Chat und einmal pro Monat ein Treffen mit einem von uns beiden. Und wir starten demnächst eine neue Gruppe – und freuen uns über viele Anmeldungen.